Foto: tpsdave / pixabay
Wer die Münchner Altstadt eigentlich beherrscht, das ist nicht OB Reiter oder H&M, das ist Albert Dietrich.
Albert Dietrich wird von manchen gefürchtet – aber die meisten sind ihm wohl dankbar, ohne es je selbst zu wissen.
Das erste Münchner Street Piano aus dem Jahr 2013, gestaltet von der Design-Koryphäe Mirko Borsche.
Jeder Straßenmusiker, jede lebende Statue und jeder Straßenmaler muss an ihm vorbei. Erst nach einer Probedarbietung beim ihm Rathaus darf man sich mit Dietrichs Okay in einem bestimmten Zeitfenster und an ausgewählten Stellen in der Stadt postionieren. Vertifizierter Hörgenuss inklusive Abwechslungsgarantie ist es also, was Dietrich den Münchnern beschert und im Grunde ist es ja gut, dass einem nicht tagein tagaus das mehrstimmige Panflötenkonzert sphärisch um die Ohren wabert.
Aber, Leute, wo bleibt denn da der Platz für Freigeister? Das Recht auf freie Musikäußerung, sozusagen? Das hat sich Isabel Melendez Alba vom Verein Musik mit Kindern München e.V. schon 2013 gedacht. Sie holt heuer zum dritten Mal, in Kooperation mit dem Isarlust-Verein und den Urbanauten, das Projekt „Play Me, I’m Yours“ in die Stadt. Die Idee des britischen Künstler Luke Jerram ist schnell erklärt aber in der Praxis umso eindrucksvoller: Das Klavier im öffentlichen Raum, bespielbar für jedermann. In 47 Weltmetropolen wurden bisher schon verrückt bemalte Klaviere aufgestellt und mit der simplen Einladung “Play Me, I’m Yours” versehen. Die ausgefallenen Designs stammen manchmal von eingeladenen Künstlern, oft aber auch direkt aus der Bevölkerung. Ein Fakt, der sicher auch dem ein oder anderen die Schwellenangst nimmt, sich an die Tasten zu wagen!
In München ist es ab heute wieder so weit! Bis zum 25.10.2015 könnt ihr an diesen Orten auf die bunten Klangkörper stoßen! Also, Leute, schnappt euch die musikalische Freiheit – ganz am gestrengen Blick des Herrn Dietrich vorbei!
Ein Street Piano im englischen Bury St Edmunds
Übrigens: Wer keine Zeit oder Muße hat, in München vorbeizuschauen: Andreas Wagner arbeitet derzeit eifrig an der “Bespielbarkeit” aller anderen deutschen Großstädte. 2013 war er zusammen mit Alba die treibende Kraft hinter den ersten Münchner Street Pianos.
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